Wie dein Sommer für immer bleibt

10 erprobte Tipps für ein liebevoll geführtes Sommertagebuch

Der Sommer ist flüchtig. Gerade hat er begonnen – und ehe man sich versieht, sind die Erdbeeren gegessen, die Sonnencreme aufgebraucht und die Tage schon wieder kürzer.

Was bleibt? Wie kann man diesen Sommer haltbar machen – am liebsten für immer?

Wie kann es gelingen, dass man in ein paar Jahren – oder sogar im hohen Alter – an diesen – ja, genau diesen!  Sommer denkt und eindeutig spürt: So schön war es damals!

Ein Sommertagebuch kann Wunder wirken. 

Es macht dein Jetzt greifbar, schenkt dir täglich kleine Glücksmomente – und wird später zum Schatz. 

Ich probiere es heuer selber aus. Noch steht dr Sommer am Anfang, aber seit 10 Tagen schreibe ich in mein Sommertagebuch. 

Nach diesen ersten Tagen Schreiben und Experimentieren habe ich dir meine besten Erkenntnisse gesammelt:

Zehn erprobte Wege, wie du dein Sommerbuch mit Leben füllen kannst – ganz ohne Stress, aber mit viel Freude.

✏️

 

Warum überhaupt ein Sommer-Tagebuch?

Ich will, dass dieses Tagebuch etwas Besonderes wird. Es soll mir etwas schenken:

Ich will den Sommer 2025 in seiner runden Ganzheit abbilden, nicht nur fragmentarisch. Ich will das Sommergefühl beim Durchblättern spüren, später mit meinem Mann und meiner Tochter darin blättern – und auch jetzt schon jeden Tag etwas vom Schreiben haben.

Meine Ziele:

  • Am Ende will ich sagen können: Der Sommer 2025 ist in diesem Buch verewigt.
  • Ich will das Sommergefühl beim Durchblättern spüren.
  • Ich will ihn in seiner runden Ganzheit abbilden, nicht nur fragmentarisch.
  • Ich will vor Glück seufzen, wenn ich die Seiten aufschlage.
  • Ich will zugleich jeden Tag etwas vom Schreiben haben (ich kenne mich ja, sonst halte ich das nicht lang durch).
  • Ich will das schöne Sommerbuch später mit meinem Mann und meiner Tochter teilen (also keine Geheimnisse).
  • Ich möchte nicht nur Eindrücke sammeln, sondern die Geschichte dieses Sommers (die ich jetzt noch nicht kenne – sie wird sich beim Schreiben erzählen).

Daraus ergaben sich für mein Schreiben folgende Fragen:

  • Wie kann ich es vermeiden, einfach nur trocken runterzuspulen, was ich so gemacht habe?
  • Wie kann ich Spontaneität mit Kontinuität verbinden?
  • Wie viel Zeit brauche ich täglich, um das Buch wirklich so hinzubekommen, wie ich es haben will?
  • Wie gehe ich mit Tagen um, an denen ich diese Zeit nicht habe?
  • Welche Faktoren sind am verlässlichsten, wenn es um das sprühende Sommergefühl geht (und ums Verewigen)?

 

Was dich jetzt erwartet

👉 Im Folgenden findest du meine persönlichen Erfahrungswerte – gesammelt über 10 Tage Schreiben. 

 

✏️ Erfahrungswert #1: Wohin mit den Nicht-schreib-Tagen?

Das Sommerbuch soll ganz und rund sein. Also „alles“ enthalten. Wie also umgehen mit Lücken und mit den Tagen, die schon waren, bevor Du zu schreiben beginnst?

Ich habe es so gelöst:

  • Beginn fixieren: Ich habe mich entschieden, mit welchem Tag (in der Vergangenheit) mein Buch beginnen soll. In meinem Fall war das der 3. Juni – zu schreiben begonnen habe ich am 6. Juni.
  • Überblick: Ich habe in meiner Foto-Timeline, in meinem Kalender, in meinen Emails, in meinem Bank-Auszug und in WhatsApp gestöbert. So lange, bis jeder der fehlenden Tage wieder ein Gesicht hatte. Ah ja, das war der Tag, an dem wir Kirschen ernten waren. Ah, und das war der Tag, an dem es das Spargelcurry gab …
  • Mini-Chronik: Ich habe für jeden der Tage fünf Wörter untereinandergeschrieben. Wörter, die das Gesicht dieses Tages widerspiegeln. „Wörter“ kann auch heißen: stichwortartige Notizen.

Zum Beispiel:

FRÜHSTÜCK MIT AVOCADO-NUSSBROT
ANJA
UN*WEISE EINHEIT 4
ABENDS GESPRÄCH ÜBER MEINE ARBEIT
MAKE YOU FELL MY LOVE – ADELE

Ich schreibe das (auch im Tagebuch) in Großbuchstaben, weil es hübsch aussieht und die Idee von „Das ist ganz und kompakt“ unterstreicht.

  • Platz und Leerraum: Beim Nachtragen der Tage habe ich darauf geachtet, viel Leerraum zu lassen. Ich dachte: Vielleicht will ich später etwas ergänzen. Aber mit den 5 Wörtern pro Tag war ich schon einmal zufrieden und konnte endlich mit dem Heute (dem Schreib-Starttag) beginnen.
  • Später: Im Lauf der Tage kamen auf den Nachtrag-Seiten noch eingeklebte Fotos, kleine Moment-Aufnahmen und ein paar Zeichnungen dazu.
  • Lückentage: Inzwischen habe ich auch mitten im Prozess zwei Tage, an denen ich nicht zum Schreiben kam, nachgetragen (immer am nächsten Tag, das ist am leichtesten). Ich mache es hier genauso: Stöbern, mein Hirn anzapfen, Fotos anschauen. 5 Wörter schreiben. Platz lassen. Dann erst mal den aktuellen Tag schreiben, meistens fällt mir dann noch viel zum Vortag ein.

 

✏️ Erfahrungswert #2: Trocken taugt als Untergrund

Einfach nur aufschreiben, was man gemacht hat – das ist doch langweilig? Stimmt. Aber auch das Langweilige hat Berechtigung, aus mehreren Gründen.

Meine aktuellen Tages-Einträge starte ich auch immer mit 5 Wörtern (jedenfalls wenn ich abends schreibe, dazu später mehr).

Was ich dann schreibe: einen „trockenen“ Block. Also genau das, was eigentlich langweilig ist. Ich erzähle möglichst chronologisch, was ich heute gemacht habe. Warum? Weil dieses Tages-Narrativ den Kontext schafft und einen Untergrund gibt.

Weißt Du, wenn ich später ein Gedicht schreibe, zum Beispiel ein Haiku:

Steinweg, steil bergan
gut entschieden: Wandertag
Du und ich im Grün

… dann ist das eine schöne Momentaufnahme. Noch tiefer geht der Eindruck, wenn ich später nachlesen kann, dass wir an diesem Tag eigentlich nicht mit Sonne gerechnet hatten, das Schwimmbad verworfen haben, bis Mittag gefrühstückt haben und uns dann doch, plötzlich ganz spontan, entscheiden haben, wandern zu gehen. Und wenn ich im trockenen Teil nachlese, dass wir nach der Wanderung Freunde besucht und bis kurz vor Mitternacht geblieben sind, verknüpfe ich den Bisamberg für immer mit Freundschaft, Erdbeertiramisu, der Dehnbarkeit von Zeit und mit dem Plätschern des Brunnens im Hof meiner Freunde. Ja, und mit Blasmusik, denn die hat die ganze Zeit im Tal gespielt.

Merke Dir: Trocken und poetisch können sich gut ergänzen.

Der trockene Teil hilft mir auch, meine Ansprüche herunterzuschrauben. Ich kann ja nicht immer auf Knopfdruck kreativ, poetisch und tiefgreifend sein. Die trockene Chronik zu schreiben, sagt mir: Ok, ich habe schon einmal etwas geschafft. Dieser Tag ist notiert. Danach fühle ich mich entspannt und frei – da beginnt das Gefühl zu fließen.

 

✏️ Erfahrungswert #3: Chronos trifft Kairos – vom Umgang mit der Zeit

Kennst Du das? Du schreibst über einen Tag, über seinen Verlauf – und plötzlich fällt Dir ein: Oh Gott, in der Früh war da doch noch dieser schöne Vogel im Beet, den habe ich ganz vergessen!

Nein, wir tragen das nicht nach.

Heißt: Wir machen keine Pfeilchen und Einfügungszeichen wie früher in der Schule. Sieht nämlich nicht schön aus – und es soll ja schön sein.

Sondern … also, ich löse es so: Ich mache in meiner trockenen Chronik nach meinen Sätzen Herzen statt Punkte. Die Herzen sagen mir: Hier ist jederzeit Platz für ein Abweichen von der Chronologie. Du darfst Herzenssachen nachtragen, einfach im fließenden Text. Das Hirn versteht das dann schon, es ist ja nicht blöd.

Ab und zu mache ich auch Punkte. Wie es mir gerade gefällt. Aber die Herzen geben mir jedes Mal eine Erlaubnis und sorgen dafür, dass der Text nicht verklebt.

Apropos: Chronos war im alten Griechenland der Gott der „getakteten“, chronologischen, messbaren Zeit. Kairos hingegen ist der Gott des günstigen Augenblicks.

 

✏️ Erfahrungswert #4: Essen ist wichtig

Was ist es eigentlich, was einem Tag ein Gesicht gibt, an das man sich später erinnert?

Klar: Es gibt einzigartige Erlebnisse, an die wir uns leicht erinnern. Diese tolle Wanderung, der Besuch bei X oder Z, der Tag, an dem das Paket mit dem Pizzastein kam. Aber nicht jeder Tag hat so ein Erkennungszeichen, nicht einmal im Sommer. Was also macht den Unterschied?

Bei mir ist es das Essen.

Wenn ich notiere, was es zum Frühstück, zu Mittag und abends gab, und dann noch den Ort (Garten, Küche, Restaurant), ist das für mich ein toller Erinnerungsanker an wichtige Momente des Tages.

Für meine Freundin ist es die Kleidung: sie wählt jeden Tag bewusst, was sie anzieht. Später ist die Information (was habe ich getragen) ein Anker.

Anker können auch sein: Lieder, die man gehört hat. Sportliche Betätigung, wenn sie variiert. Menschen, mit denen man gesprochen hat. Eben alles, was „normal“ ist, aber nicht täglich gleich.

Ich notiere solche Dinge in meiner Chronik. Vor allem das Essen 😊 .

 

✏️ Erfahrungswert #5: So schreibe ich für später – aber auch für jetzt

Natürlich schreibe ich mein Sommertagebuch vor allem für später. Ich denke daran, wie ich im Winter, in zwei Jahren und im hohen Alter in dem Buch blättere und froh bin, dass ich es „damals“ (also jetzt) geschrieben habe.

Aber: Ich will auch jetzt schon Glück erleben, während und weil ich schreibe.

Hier ein paar Extras in meinem Sommerbuch, die mich jeden Tag glücklich machen:

  • Am Ende jedes Tages wähle ich ein Leitwort für den Tag. Eines, das die Essenz des Tages zusammenfasst. Worte wie: DRANBLEIBEN, WIEDER DA, SITUATIONSKOMIK, HOCHZEITSTAG-GEFÜHLE. Dieses Wort zu finden, macht mich glücklich.
  • Ich zeichne in mein Buch. Manchmal zeichne ich einen Gegenstand (Sektglas, weil wir etwas zu feiern hatten; Segelboot; Kirschen). Manchmal mache ich bunte Kringel oder einen Rahmen um meinen Tages-Eintrag. Aber jeden Tag lese ich Zeichenhand an. Wichtig: Wenn die Zeichnung nicht schön ist, kann man das hinterher immer abmildern – durch Schatten, Schraffierungen, Buntstifte, notfalls überklebe ich etwas. Mit Bleistift zeichnen, leicht, ist auch ungefährlich.
  • Ich schreibe poetisch. Nach (unter) dem trockenen Teil schreibe ich immer kleine, sinnliche Momentaufnahmen aus dem Tag: Brunnenplätschern. Avocadodrache. Sonne in meinem Nacken. Nalas warmes, weiches Fell.

    Auch kleine Gedanken und Mikro-Erlebnisse notiere ich da: Lisis KI-Artikel. Lachen über die Bücher. Reh mit Kitz.

  • Platz für Gedichte. Ich schreibe nicht täglich ein Gedicht (z.B. ein Haiku, ein Akrostichon oder einen Vierzeiler), obwohl viele Menschen das machen und es sich hervorragend für ein Sommer-Tagebuch eignen würde. Vielleicht fange ich mitten im Sommer noch damit an. Aber: Ich lasse Platz frei. Ich schreibe lose, lasse Leerzeilen zwischen der Chronik und den poetischen Zeilen. Überhaupt schreibe ich auf glattem Papier (mit Linienspiegel, damit es trotzdem schön aussieht).

 

✏️ Erfahrungswert #6: Großzügigkeit

Apropos Platz: Mein Buch ist nicht besonders dick, trotzdem spare ich keinen Platz. Momentan bekommt jeder Tag zwei Seiten – eine für die 5 Wörter, die Chronik, die Mini-Eindrücke und das Essenz-Wort. Meistens ist das die rechte Seite im Buch. Die andere lasse ich leer bzw. verwende sie für Zeichnungen, Zusatz-Notizen und …

Falls ich einmal das Gefühl habe, ich würde gerne eine Seite leer lassen oder einfach weiterschreiben, gilt: Im Zweifelsfall nicht an Platz sparen. Großzügig bleiben!

 

✏️ Erfahrungswert #7: Fotos!

Das ist ganz neu für mich. Bisher habe ich immer gedacht: Worte können Bilder malen, das reicht. Aber in dieses Buch klebe ich tatsächlich Fotos ein.

Natürlich kann ich auch nur mit Worten alles zeigen. Innere Bilder können lebendig werden, wenn ich detailreich und sinnlich erzähle. Aber, ganz ehrlich: das braucht viel Zeit. Und sooo viel Zeit will ich mir nicht jeden Tag nehmen.

Also habe ich mich für die Kombination entschieden.

Mein Ritual: Ich versuche, jeden Tag ein bis drei Fotos am Handy zu machen, in stimmungsvollen oder „tagestypischen“ Momenten. Immer, wenn ich bei einer dm-Filiale vorbeikomme, schlüpfe ich hinein, stecke mein Handy am Foto-Automaten an und drucke mir eine oder zwei 4er-Serien aus. Es gibt eine Möglichkeit, vier verschiedene Fotos auf einem Bogen auszudrucken, das kostet nur 40 Cent.

Hier kannst Du Dir das dm-Produkt anschauen. 

 

✏️ Erfahrungswert #8: Schööön

Ich blättere immer wieder in den ersten Seiten meines Sommerbuchs und frage mich: Was trägt dazu bei, dass ich gleich „schöööön!“ denke? Bei mir ist das folgendes:

  • Großbuchstaben. Meine 5 Wörter und das Essenz-Wort schreibe ich in Großbuchstaben, die Chronik, die Sinneseindrücke in Druckschrift. Die Gedichte mal so, mal so.
    Ich habe mir irgendwann ein Großbuchstaben-Handschrift-Alphabet zugelegt das mir gut gefällt – ich schreibe manche Buchstaben in Druckschrift, aber groß, etwa das E (als großes „e“) oder das N (als großes „n“).
  • Kleine Herzchen, Sterne, andere Zeichen: Sie sorgen für Freude in den Lücken und sind schnell gezeichnet. Kleine Zeichen, die mir sagen: Ich bin verspielt, ich habe gerade Freude, ich hab mich lieb.
  • Linienspiegel: Das habe ich schon oben erwähnt. Ich schreibe auf glattem Papier, nutze aber einen Linienspiegel in einer Zeilenhöhe, die gut zu meiner Handschrift passt. Bei mir sind die Linien 7mm weit auseinander.

    Ich habe mir den Linienspiegel selbst gemacht: In Word (Format A5, die Größe meines Buchs) eine Datei mit einer Spalte und 22 Zeilen, in „Tabelleneigenschaften“ habe ich die Zeilenhöhe mit 0,7mm eingestellt.

    Es geht aber auch händisch, mit Lineal und etwas dickerem Stift (damit man die Linien durchs Papier sieht).

 

✏️ Erfahrungswert #9: Entwicklung inklusive

Das Tagebuch ist nicht nur ein Archiv, sondern auch Entwicklungshelfer. Ich traue diesem Sommer zu, dass er mir bei meiner Entwicklung hilft – und das soll auch im Tagebuch spürbar sein. Hier meine Entwicklungs-Werkzeuge:

  • Pow-Wow: Ab und zu (ungefähr einmal die Woche) lege ich eine Extra-Seite ein, blättere die Seiten durch und schreibe einen kleinen Wochenbericht. Dazu beantworte ich folgende Fragen:
    1. Was bliebt mir unvergesslich?
    2. Wozu möchte ich mir gratulieren?
    3. Welche Anteile in mir waren diese Woche besonders lebendig?
    4. Wo würde ich mich gerne weiterentwickeln?
    5. Was möchte ich bis Ende nächster Woche geschafft haben?
    6. Was möchte ich bis Ende nächster Woche erlebt haben?

Diese sechs Fragen habe ich in einer Datei, ich drucke sie mir einfach aus, klebe sie ein und beantworte sie dann (mit a bis f).

  • Tracker: Auf den letzten vier Seiten meines Tagebuchs habe ich Platz für Tracker.

    Derzeit bekommt hier jeder Tag eine Zahl zwischen 0 (furchtbar) und 5 (perfekt), ich schreibe die Punkte einfach nebeneinander, ohne Datum. Derzeit steht da:
    4-5-3-5-5-4-6-4-5 😊 . 

    Warum? Weil ich auch meinem logischen Hirn sagen will, wie gut dieser Sommer wirklich war. Dabei gebe ich im Zweifelsfall eher mehr Punkte, weil ich einfach auf das Schöne schaue.

    Was ich noch tracke: Ich habe eine Liste mit Liedern, die ich derzeit gerne höre, vielleicht wird ein Sommer-2025-Soundtrack daraus.

    Außerdem tracke ich täglich einen Wunsch, den ich an meinen Beruf habe – dafür habe ich mir eine Doppelseite Platz genommen. Denn Ende des Sommers treffe ich ein paar Entscheidungen, und ich will die Gedanken dieses Sommers einbeziehen.

Was ich bewusst nicht tracke: Wie viel Wasser ich getrunken habe, wie viel Sport ich gemacht habe und meinen Geldfluss. Ich will mich in diesem Buch weder überprüfen noch schlecht fühlen, wenn ich mal nicht joggen gehe.

  • Noch nicht Teil der Routine, aber: Ich habe vor ein paar Jahren einmal ein Tagebuch-Ritual gehabt, in dem ich jeden Morgen folgende zwei Fragen beantwortet habe:
    1. Wer will ich heute sein? (z.B.: Die ruhige / die Badenixe / die lustige Onlinekurserstellerin …)
    2. Was will ich heute erleben? (einen schönen Moment, kurz ausformuliert, z.B.: Singen im Duett mit Adele / ins kühle Wasser eintauchen und losschwimmen).

Das hat mir damals sehr gut getan. Vielleicht nehme ich es in meine Tages-Routine auf.

 

✏️ Erfahrungswert #10: Nur Licht – oder auch Schatten?

Eine spannende Frage: Das Sommerbuch soll authentisch sein, aber vor allem positiv. Wie geht das zusammen?

Ich gestehe: in den letzten 10 Tagen habe ich auch Belastungen erlebt – Krisen mit meiner Tochter, Streit mit meinem Exmann, eine herbe Enttäuschung. Soll ich die weglassen? Ist das Sommerbuch dann wahrhaftig?

„Schreib das nicht rein“, hat meine Tochter neulich gesagt, nach einem Streit, als ich mich zum Tagebuch setzte. Überhaupt will sie es unbedingt auch mal lesen – bisher habe ich es ihr nicht erlaubt. Auch, weil schon ein paar intim schöne Sommernachts-Momente mit meinem Mann angesprochen sind 😉.

Ich löse es so: Negatives wird angesprochen, benannt, aber nicht genauer beschrieben. Ich will später wissen, dass es war, aber nicht, wie es war. Ich verzichte hier auch auf Adjektive, ich will kein „furchtbar“ oder „traurig“ in meinem Sommerbuch stehen haben. Dass die „Mail von F.“ traurig war, werde ich beim Nachlesen ohnehin wissen, wenn ich mich erinnere.

Meine Tochter bekommt mein Buch nicht zu lesen. Aber ich kann ihr ja einzelne Seiten vorlesen. Und wenn sie durch die Fotos blättern will: gerne. Nur gebe ich das Buch nicht aus der Hand. Mein Tagebuch gehört mir.

(Idee: Ich könnte die Fotos jeweils doppelt ausdrucken und für meine Tochter ein eigenes Nur-Foto-Buch machen. Mündliches Erzählen und Erinnern schweißt Mama und Kind zusammen – und verankert das Geschriebene noch mehr in meiner Erinnerung.)

 

Und jetzt? Leg los! 

Vielleicht hast du schon ein Notizbuch im Regal, vielleicht liegt eines im Schreibwarenladen um die Ecke. Es braucht nicht viel: nur ein bisschen Zeit, Lust auf Leben – und einen Stift.

Fang an. Heute, morgen oder nächsten Mittwoch.
Egal wann – es ist nie zu spät für einen Sommer, der ewig bleibt.

Hilfe für Deinen Anfang

P.S.: Wenn Dir das leere Blatt Angst macht oder Du gar nicht weißt, wie Du erste Worte zu Papier bringen sollst, hol Dir doch meine magische Anleitung. Sie führt Dich ganz mühelos von den ersten drei, vier Worten hin zu einer ganzen kleinen Geschichte. 


Du schreibst selber Sommertagebuch?
Du hast schon einmal geschrieben?

Teile Deine Erfahrungen gerne mit uns - schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

2 Antworten

  1. Die Tage des Sommers lassen sich nicht lückenlos festhalten. Wer das versucht, setzt sich unnötig unter Druck.
    Schreibend können wir einzelne Perlen bewahren, Augenblicke, die uns wertvoll sind.

    Ulla Hahn schließt ihr Gedicht „Dieser Sommer“ mit folgenden wunderbaren Worten ab:
    DIESER SOMMER LEHRT MICH
    DAS BLATT VOM ZITRONENBAUM DUFTET NUR
    ZWISCHEN DEN FINGERN ZERRIEBEN.

  2. Sehr inspirierender Artikel, vielen Dank! Hat Spaß gebracht diese Anregungen zu lesen, da kam so viel Lebensfreude rüber. Nur Punkt 2 mit den Herzen hinter jedem Satz und dem später Nachtragen habe ich überhaupt nicht verstanden. Das müsste ich wahrscheinlich sehen, um es zu verstehen zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert