Email, Einkaufslisten und SMS

Weißt Du noch? Im letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie Du Deine Tagebuch-Einträge würdigen kannst und dadurch Lust aufs Weiterschreiben bekommst. Heute soll es darum gehen, wie das mit dem Würdigen funktioniert, wenn Du noch gar nicht mit dem Tagebuchschreiben begonnen hast.

Lass uns drei der häufigsten Schreib-Formen anschauen – und überlegen, wie sie zur Inspiration fürs Tagebuch werden können. Einfach nur, indem Du sie würdigst.

E-MAIL

Wie viele davon hast Du heute schon geschrieben? Und diese Woche? Nimm die letzte E-Mail her, die Du geschrieben hast. Es muss keine private sein. Lies sie und sieh sie als Geschenk, das Du einem anderen Menschen gemacht hast: Du bist in Dialog getreten. Du hast Worte gesucht, gewählt und sichtbar gemacht. Du hast – auch das ist wertvoll – nicht alles geschrieben, was Du hättest schreiben können.

Kannst Du würdigen, was nicht da steht?

Möchtest Du darüber in Deinem Tagebuch schreiben? Das könnte eine sehr einfache tägliche Übung sein: Lies am Abend eine Deiner Mails und dann beantworte in Deinem Tagebuch eine dieser drei Fragen (welche Dir gerade am passendsten erscheint):

  • Was habe ich alles nicht in diese Mail geschrieben, weil es den Rahmen gesprengt hätte oder unpassend gewesen wäre? (Beginn mit: „Was ich nicht geschrieben habe: …“)
  • Welche drei Worte sind die wesentlichsten in dieser Mail – und warum?
  • Welches Gefühl steht zwischen den Zeilen – und was steckt alles in diesem Gefühl?

(Tipp: Schreib Dir als Überschrift die Mail auf, um die es geht. Z.B.: Mail an Peter Heusen, Mittwoch, 24.3. um 17:52)

Stell Dir vor, Du blätterst zu Silvester in einem Buch, in dem 365 (ok: 216, es muss echt nicht jeden Tag sein) solcher Zwischen-den-Zeilen-Texte stehen. Was für eine Erinnerung!

SMS/WHAT’S APP

Das sind die Nachrichten, die wir meistens verlässlich, schnell und knackig beantworten. Kannst Du würdigen, dass Du das tust? Dass Du offensichtlich in der Lage bist, Dir kurz Zeit zu nehmen für Wichtiges, Dringendes, Persönliches und für Zwischendurch-Kontakt?

Dein Tagebuch kann auch ein Platz für so einen Zwischendurch-Kontakt zu Dir selber sein. Schreib Dir doch abends mal eine SMS in Dein Tagebuch – oder am Beginn der Mittagspause oder bevor Du die Wohnungstür aufsperrst (beobachte Dich, wo Du normalerweise SMS beatwortest. Und wähle so einen Ort und so eine Situation)

  1. Schreib Dir ein kleines Lob an Dich
  2. Erzähl Dir von etwas, das Dich gerade freut
  3. Schreib Dir, wo Du gerade bist – und einen kleinen Gedanken dazu
  4. Stell Dir eine Frage (Du musst sie nicht beantworten)
  5. Frag Dich „Was tut sich bei Dir?“, schließe das Heft – und wenn Du später Lust hast, Dir zu antworten, tu es.

(Tipp: Dafür kannst Du auch ein eigenes Tagebuch anlegen. Ein kleines, dünnes. Eines, das in die Hosentasche oder ins Seitenfach Deiner Handtasche passt. Schreib es voll. Und binde es nett ein, mit Stoff, wenn es voll ist. (Mehr zum simplen Binden von Büchlein mit Stoff findest Du hier.)

EINKAUFSLISTEN

Ich weiß ja nicht, wie es Dir geht. Ich muss in Stimmung sein, um eine Einkaufsliste zu schreiben. Ich kann das nicht zwischendurch, da entsteht nur Chaos (und unkoordinierte Hamsterkäufe).

Würdige, was Du tust: Du sammelst Dein Hirn zusammen. Machst innerlich einen Gang durch den Supermarkt. Und einen durch den Kalender der nächsten Tage. Verbindest Dich empathisch mit denen, die Du bekochst. Du schaust in die Zukunft. Und in den Vorratsschrank.

Geht das auch im Tagebuch? Ja, zum Beispiel in Form von Listen. Hier fünf meiner liebsten, sie gehen immer zwischendurch:

  • Themen, die mich gerade bewegen
  • Bücher, die ich gerade gern lesen würde, wenn ich Zeit hätte
  • Menschen, die ich gern anrufen würde
  • Dinge, die ich nächste Woche tun muss
  • Was unter meinem Teppich liegt (natürlich unter dem Seelen-Teppich)

SUMMA SUMMARUM:

Das Innehalten nach dem Schreiben, von dem ich letztes Mal so geschwärmt habe, geht nicht nur im Tagebuch. Es geht auch im täglichen Schreibverkehr – und kann Quelle für Ideen, für Lust und Kreativität sein.

Die Schreib-Übungen, die ich Dir hier vorschlage, sind übrigens zweckfrei und im besten Sinn zu nichts gut. Sie dienen nur der (Ur-)Erfahrung: Ich kann losschreiben – und es entsteht immer was, auch wenn ich vorher nicht weiß, was. Es entsteht immer mehr, als ich dachte. Es entsteht außerdem ein Gefühl, meistens ein gutes.

Viel Freude beim Probieren!
Deine Barbara

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